2. Technische Entwicklungen im Luftkrieg

2.1. Einleitung

Air Commodore Alan Coningham, Befehlshaber der 4. Gruppe des britischen Bomber Command sagte einmal: "Ich sehe, dass ein nie endender Kampf geführt wird, um das Gesetz zu widerlegen, dass man in der Dunkelheit nichts erkennen kann." (1940)
Dieses Zitat verdeutlicht die Situation der Luftwaffen zu Beginn des 2. Weltkrieges. Der Bomber war zu dieser Zeit eine ineffektive Waffe. Um die Vorherrschaft in der Luft zu erlangen, musste man sich technisch weiterentwickeln. Bei den Entwicklungsprozessen handelt es sich um ein regelrechtes "Hin und Her", jede Maßnahme hatte eine Gegenmaßnahme zur Folge. Man verfolgte das Ziel, den strategischen Bomber effektiver zu machen. Von 1939 an bemühte man sich, die "Bomberwaffe" hinsichtlich seiner Effizienz zu verbessern. Dazu gehörten nicht nur die Entwicklungen am Flugzeug, sondern man brauchte erstens geschulte Piloten, die diese Flugzeuge steuern konnten und zweitens eine zuverlässige Wettervorhersage. Der Faktor Wetter spielte bei fast allen Einsätzen eine entscheidende Rolle. Trotzdem mussten die Wissenschaftler, auch "Jungs im Hinterzimmer" oder "Boffins" genannt, die Hauptarbeit verrichten. Sie wurden deshalb besonders auf dem Gebiet der Radartechnik und der Elektronik aktiv. Man forschte nach zuverlässigen Navigationssystemen und Zielfindungshilfen zum zuverlässigeren Ansteuern der Städte.

2.2. Navigationshilfen

Navigationshilfen dienen zum verbesserten Orientieren in der Nacht und bei schlechtem Wetter. Mit der voranschreitenden Entwicklung wurden die Navigationssysteme immer fortschrittlicher. Bis zu Beginn des Luftkrieges gab es nur eine wirksame Navigationshilfe, die Lorenz-Landehilfe. Man merkte, dass man sich auf diesem Gebiet weiter entwickeln musste, um im Krieg als Sieger hervorzugehen. Besonders die Deutschen waren deshalb sehr an der Forschung auf diesem Gebiet interessiert und so war es auch nicht ver-wunderlich, dass Deutschland als erste Nation eine effektive Navigationshilfe hatte. Man suchte nach funktechnischen Zielfindungshilfen.

Man erfand einige Hilfsmittel, die man unter Decknamen wie "Knickebein", "X-Gerät" und "Y-Gerät" getarnt hielt.

"Knickebein" war ein Apparat, der sich überschneidende Funkleitstrahlen zunutze machte. Man konnte damit Flugzeuge auf allen Flughäfen landen, die in der Reich-weite des Systems lagen, und somit einem Absturz vorbeugen. Dieser Zustand beunruhigte die Briten so sehr, dass sie zur Abwehr und Störung der deutschen Entwicklungen einen Spezialisten ansetzten. Dr. R. V. Jones sollte die Entwicklungen Deutschlands im Auge behalten und gegebenenfalls Gegenmaßnahmen einleiten. "Knickebein" funktionierte nach Impulsen, die in Punkt- und Strichform verschlüsselt waren. Wenn sich zwei Flugleitstrahlen überschnitten, wurde im Apparat ein kontinu-ierlicher Ton erzeugt, ein so genanntes Equisignal. Wich der Pilot von der vorausberechneten Strecke ab, so wurde das akustische Signal schwächer. Der Pilot musste sich also immer nahe des Equisignals halten um sicher zur Landebahn zu gelangen. Das Gerät funktionierte bereits ab einer Entfernung von 2 Kilometern. Dr. Jones und sein Team wurden beauftragt diese Signale zu stören. Er entschlüsselte schließlich den Code und entwickelte schließlich "Aspirin" - Geräte um den deutschen Funkstrahl zu überlagern und ihn somit nutzlos oder zumindest ungenau zu machen. In Großbritannien gab es 28 "Aspirin" - Funkfeuer, manche von ihnen waren mobil.

Den Deutschen war die Reichweite des "Knickebein" noch zu gering. Man entwickelte ein neues Hilfsgerät, das "X-Gerät". Das "X-Gerät" basiert auf vier Funkleitstrahlen. Der Pilot folgt dem ersten Strahl, dem Anflugstrahl. Die anderen drei Strahlen sind Querstrahlen, das heißt sie stehen im 90° Winkel zu dem Anflugstrahl. Sie dienen zur Entfernungsangabe. Erreicht man den ersten Strahl, so ist man noch 30 Kilometer vom Ziel entfernt. Der 2. Entfernungsstrahl zeigt, dass sich der Pilot nur noch 15 Kilometer vom Ziel befindet, beim dritten Strahl befindet man sich über dem Ziel. Durch ein automatisches Schließen eines Stromkreises am 3. Strahl konnten die Bomben präzise über dem gewünschten Ziel abgeworfen werden. Dieses Leitsystem hatte bei einer geflogenen Entfernung von 320 Kilometern eine Genauigkeit von 100 Metern. Die Deutschen wollten verhindern, dass dieses Gerät den Briten in die Hände fiel. Deshalb kam es nur in den Markierungsbombern der Kampfgruppe 100, in der nur gut geschulte Piloten flogen, zum Einsatz. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen schossen die Briten ein Flugzeug mit einem solchen Gerät ab und ihnen fiel somit das Gerät sprichwörtlich in die Hände. Sie konnten dadurch ein geeignetes Störsignal entwickeln, sie nannten es "Bromid".

Da dieser Entwicklungsprozess aber nur sehr schleppend voran ging, konnten die Deutschen das Gerät weiterhin verwenden und es wurde parallel dazu an einem neuen Navigations- und Bombardierungssystem gearbeitet. Das Gerät lief unter dem Decknamen Y-Gerät" oder "Wotan". Allein der Name "Wotan" brachte den britischen Wissenschaftler Dr. Jones auf die Idee, dass es sich um ein Gerät mit nur einem Leitstrahl handeln könnte, da Wotan ein germanischer Gott mit nur einem Auge war. Er sollte Recht behalten. "Wotan" arbeitete, ähnlich wie "Knickebein", mit einem Code aus Punkten und Strichen. Der Bomber empfing Signale und sendete diese wieder zur Bodenstation zurück. Dadurch konnte die Position des Flugzeuges genau bestimmt werden und so konnte nach einem automatisch gesteuerten Flug, die Bombe ebenso automatisch über dem Ziel abgeworfen werden Die Kontrolle wurde immer über die Bodenstation vorgenommen. Und somit war das Gerät von den Briten auch leicht zu stören. Man fing das vom Flugzeug gesendete Signal auf und schickte es "unbearbeitet" zum Flugzeug zurück. Dies führte zur allgemeinen Verwirrung und nicht selten beschimpften sich Flieger und Bodenstationen gegenseitig. "Wotan" kam erstmals im Dezember 1940 zum Einsatz. Die Informationen, die die Briten zur Entschlüsselung dieses Gerätes brauchten, entnahmen sie von der "Enigma" verschlüsselten Funksprüchen und auch von den Crews abgestürzter Bomber.

Letztendlich wurden alle drei Navigationssysteme der Deutschen von den Briten entdeckt und somit ineffektiv gemacht. Aus Sicht der Briten wurde der Bomber weiterhin als kriegsentscheidende Waffe angesehen, die nur funktionsfähig gemacht werden musste.

Auch die Briten arbeiteten im Gegenzug an einem Navigationssystem. Sie entwickelten ein "Gee" - System, das, bestehend aus einer Haupt- und zwei Nebenstationen, Deutschland mit einem Netz aus Funkleitstrahlen überziehen sollte. Das System stellte nicht nur, wie bei den Deutschen, Linien dar, sondern war vielmehr ein komplexes Gitter, daher der Name "Gee" für Gitter. Dieses Gerät hatte eine sehr große Genauigkeit in der Positionsbestimmung eigener Flugzeuge. Den Deutschen gelang es vorerst nicht dieses System zu entschlüsseln. Es diente somit auch den britischen Piloten beim Rückflug vom Einsatz nach England. Der erste, mit "Gee" geflogene Einsatz, war der Angriff am 8./9. März 1943 auf Essen. Der Vorteil des Gerätes bestand darin, dass man das Ziel immer genau erreichte. Sein Nachteil wirkte sich aber gravierender aus, denn das System war nicht für den punktgenauen Abwurf der Bomben bestimmt und es hatte somit auch keine große Wirkung bei Bombenangriffen.

Deshalb mussten die Briten nach einem besseren Gerät forschen. Sie stießen auf ein neues Navigationssystem, genannt "Oboe". Es ermöglichte den genauen Anflug auf Großstädte und das Treffen von großen Zielen, wie zum Beispiel eines Hauptbahnhofes oder eines Hafens. Es war deshalb besonders für den Einsatz in der Nacht und bei Wolken geeignet. Dieses Gerät, entwickelt von den Wissenschaftlern Jones und Reeves, basierte auf dem Grundprinzip von "Knickebein", das heißt es arbeitete nach dem Punkt- und Strichprinzip. "Oboe" hatte eine Reichweite von 400 Kilometern und musste zum Zielen 90m an das zu treffende Objekt heran fliegen. Der einzige Nachteil bestand darin, dass man mit "Oboe" jeweils nur ein Flugzeug pro Frequenz leiten konnte. Deshalb verwendete man dieses System nicht in Bombern sondern in der Pathfinder Force, so genannten Pfadfinderflugzeugen, die zum Markieren des Zielgebietes dienten. Mit "Oboe" stieg die Anzahl der treffenden Bomben bis auf 70%.

Es wurde aber weiterhin fieberhaft nach einem System gesucht, dass sich nicht auf Bodensignale stützte und somit auch im Hauptverband nützlich wurde. Die Antwort auf das Problem gab ein Bordradar mit dem Decknamen "H2S". Es wurde aus den "Air Interception" - Geräten der Nachtjäger entwickelt. Das gefundene Gerät war ein Rundsichtnachtgerät, mit sich drehender Antenne auf einer Kuppel des Flugzeuges. Das Problem das entstand: Mit zunehmender Höhe wurde das Gerät ineffektive und es wurden stärkere Signale benötigt. Das erste "H2S" wurde über Hamburg Ende Januar 1943 eingesetzt. Dabei fielen die Bomben im Zielgebiet weit verstreut und sie trafen somit ihre eigentlichen Ziele kaum. Dieses Gerät wurde von den Amerikanern noch etwas modifiziert und in ihren B-17 und B-24 Bombern unter dem Namen "H2X" verwendet.

2.3. Wettervorhersagen

Einer der wichtigsten Faktoren bei der Wettervorhersage ist der Wind. Der Wind spielt eine große Rolle bei der Berechnung zum Abwurfpunkt der Bombe. Deshalb spielt auch die Aerodynamik der Bombe im Luftkrieg eine große Rolle. Außerdem wurde der Flug vom Faktor Wind wesentlich beeinflusst und er hatte somit Auswirkungen auf die Navigation. Ab dem Kriegsbeginn wurden Wetternachrichten als geheim eingestuft, denn es gab bis 1940 keine verlässigen Geräte zur Windbestimmung. Die Wichtigkeit dieser Vorhersage war besonders bei Gruppenflügen zu erkennen. Da sich das Können der Piloten manchmal doch deutlich unterschied, blieb die Gruppe bei starkem Wind nur selten zusammen. Man war nicht mehr effektiv gegen die späteren Angriffsziele und gegen die Luftabwehr.
Es wurden erfahrene Piloten, so genannte "Wind-Finders" damit beauftragt, den Wind einzuschätzen und dies an die Bodenstation zu funken. Diese wertete die Ergebnisse aus und funkte Durchschnittswerte an alle Flugzeuge zurück. Diese mussten die Windverhältnisse in eine Navigationskarte eintragen. So blieb selbst bei Fehlern der Bomberstrom zusammen. Diese Methode war zwar primitiv aber dennoch wirksam.

2.4. Bomben

In diesem Kapitel soll die Frage beantwortet werden, was eigentlich Bomben sind. Bomben dienen als Transportbehälter, deren Inhalt Zerstörung auslöst. Durch eine besondere Ausrüstung dieser Behälter sind unterschiedliche Zerstörungswirkungen zu erzielen.

Es gibt dabei drei grundsätzliche Arten von Bomben:

  • die Sprengbombe

  • die Brandbombe
  • die Markierungsbombe

Die Brandbombe erfüllte den Zweck, Brände zu entfachen. Das Hauptziel der R.A.F. war die Ermöglichung des Feuersturms. Die Brandbombe an sich schleudert nach dem Aufprall einen leicht entzündlichen Inhalt umher.Rund 15% der Bomben wurden zusätzlich mit einem Sprengmechanismus versehen, um sich damit einen Weg in das Innere eines Hauses zu verschaffen und Rettungskräfte vom vorzeitigen Löschen zu hindern.

Die Sprengbombe wurde vorwiegend gegen Gebäude eingesetzt. Sie diente auch der Verunsicherung der Zivilbevölkerung unmittelbar nach einem Angriff. (siehe Kapitel 3.3.)

Die Leucht- und Zielmarkierungsbombe, auch "Marker" genannt, wurde auf Gebiete oder Gebäude abgeworfen, um dort als Leuchtzeichen abzubrennen. Den Leuchtzeichen wurden verschiedene Farben zugeordnet. Rot bedeutete, man trifft auf das Hauptgebiet und grün zeigte den Piloten die Rand- und Ausweichgebiete eines Bombenangriffes.
Es gibt allerdings auch noch eine andere Art von "Markern". Diese Markierungsbomben werden von Flugzeugen in größerer Höhe abgeworfen und schweben dann, wie ein Feuerwerk, zu Boden.

Bomben waren somit eines der wichtigsten Kampfmittel im strategischen Luftkrieg. Ohne sie wäre ein Angriff auf Städte nicht möglich gewesen. Durch die Entwicklung von neuartigen Technologien zur Verbesserung ihrer Effizienz wurden sie im Verlaufe des Krieges zu einem brutalen Mordinstrument.

2.4.1. Die Entwicklung der Brandbombe

Die Entwicklung dieses Bombentyps basierte hauptsächlich auf Erfahrung und Erprobung. Es kam bei ihrer Entwicklung auch zu mehreren Fehlschlägen.

So war es auch bei der Entwicklung von winzigen Brandplättchen, "Razzle" und "Decker". Diese Plättchen bestanden aus einem Zelluloidstreifen mit einer Gewebsschicht, an die ein Stück weißer Phosphor geklammert war. Die Royal Air Force warf davon Unmengen auf Wald und Flur, um deutsches Land zu vernichten. Als Beispiel sind hier der Thüringer Wald und der Harz anzuführen.

Ein zweiter Versuch wurde im Sommer mit dem "Fünfzigpfundkanister" gestartet. Er beinhaltete ein Gummi-Phosphor-Gemisch, das beim Aufprall des Kanisters auf die Erde herausgeschleudert wurde. Diese gelbgraue Flüssigkeit entflammte sich beim Hinzukommen von Luftsauerstoff. Erste Tests in England verliefen sehr aussichtsreich. In Deutschland aber misslang diese Methode, da die deutschen Wälder dafür zu feucht waren. Um die Bomben nicht verschrotten zu müssen, kippte man die Vorräte auf die Städte, wie zum Beispiel am 8. September 1941 auf die Berliner Bezirke Lichtenberg und Pankow. Zudem warf man auch noch 30 000 Stück auf Wuppertal.

Den ersten großen Erfolg stellte aber die "30-Pfund-Flüssigkeitsbombe" dar. Diese hatte einen zigarrenförmigen Aufbau, war dunkelrot und 83 Zentimeter lang. Zudem war sie mit einem Leitwerk ausgerüstet. Sie wurde 1940 konstruiert und ab 1941 schließlich produziert. Bis 1944 wurden von diesem Typ drei Millionen Stück abgeworfen. Sie besaß die Fähigkeit, drei Stockwerke zu durchbrechen. Durch eine kleine Sprengladung wurden sieben Pfund zähflüssiges Material über eine Fläche von 50 x 40 Metern herausgeschleudert. Sie sorgte für ein dreißigminütiges Feuer. Ein Vorteil dieser Bombe war, dass sie nicht mit normalen Hausmitteln gelöscht werden konnte. Als Ziele für ihre Anwendung dienten die Städte Rostock und Lübeck. Sie wurde vom "incendiary panel", dem Brandstiftungsausschuss des Luftfahrtsministeriums Ende 1944 aus dem Programm genommen. Der Grund: Die nun entwickelte Stabbrandbombe erzielte eine bis zu viermal größere Brandwirkung als die "30-Pfund-Flüssigkeitsbombe".

Ein weiterer Versuch in der Entwicklung der Brandbombe stellte die "30-Pfund-Flammenstrahlbombe" dar. Sie hatte die Funktion, beim Abwurf eine 5 Meter lange, 1 Meter hohe Feuerfontäne, die eine Wirkungsdauer von circa 60 Sekunden hatte, zu entfachen. Sie wurde auf Grund dieser Funktion von vielen Kommandeuren als Feuerwerkskörper gehalten. Sie konnte aber nur in Labortest überzeugen, weil der Methangasanzünder in der Realität versagte. Besonders bei den Löschkräften waren diese Bomben beliebt. Aus einem Blindgänger konnten sie 6 Liter Benzin für ihre Tanks gewinnen. Man wollte diese Bombe im Jahr 1944 an einer unzerstörten Stadt erproben. Das Problem war, man fand keine. Als nächst bestes Ziel wurde deshalb Braunschweig ausgewählt. Trotz 32000 Bomben blieb das Ergebnis dieser Operation unklar. Ähnlich verlief es auch in Kiel (24.7.), Stuttgart (24.- 29.7), Stettin (17.8) und in Königsberg (30.8.). Lediglich in Karlsruhe konnte diese Bombe erfolgreich eingesetzt werden. In der Nacht zum 28. September 1944 wurden 36% der Bebauungsfläche zerstört. 144 Zivilisten, nur Frauen und Kinder, wurden am lebendigen Leibe verbrannt. Allerdings wurden bei diesem Angriff auch Stabbrandbomben beigemischt. Somit wurde auch das Flammenstrahlmodell vom britischen Bomber Command ausgemustert.

Ein Vierpfünder sollte die perfekte Bombe des Krieges werden. Er wurde es auch, denn er machte das Deutsche Reich mit 80 Millionen abgeworfenen Exemplaren zu einem Ort der Brandruinen. Der "Elektron-Thermitstab" war ein schmaler, achteckiger, 55 Zentimeter langer Stab mit einer Elektronhülle, bestehend aus einer Legierung aus Magnesium und Aluminium. Nach dem Abwurf der Stäbe trennten sich diese leicht voneinander. Durch ihre schlanke Form erreichten sie eine besonders hohe Geschwindigkeit. Gerieten diese Stäbe ins trudeln, so wurde die bombardierte Fläche des Zielgebiets effektiv vergrößert. Erste Tests mit den Stäben gab es schon 1936. Seit Mitte 1942 wurden auch kleine Sprengladungen eingebaut, um Löschkräften mit Hilfe von Splittern am Löschen der Brandherde zu hindern. "Ein einfacher Schlagbolzenzünder setzte über Zündhütchen, Zündpapier, Anfeuerungssatz siebzehn Thermitpillen in Brand" (Friedrich: "Der Brand" S. 27). Die daraus hervortretende Stichflamme lässt die Elektronenkörper zu einer weiß glühenden Masse zerschmelzen. Sie verursachten in Verbindung mit brennbaren Stoffen der Häuser ganze "Feuersbrünste" (siehe Abrennen einer Stadt). Der Thermitstab war also vielseitig einsetzbar. Sein großer Vorteil war, dass er aus allen Höhen abgeworfen werden konnte. Er zündete immer und zerbrach nie. Schon beim Ausbruch des Krieges waren 5 Millionen Stück vorrätig. Um die Effektivität noch etwas zu steigern, wurden die Stäbe zu Clusterbomben gebündelt. Die Stäbe fanden über Städten wie Darmstadt, Heilbronn, Pforzheim, Würzburg und Dresden ihre Anwendung. Damit war der Entwicklungsprozess im 2. Weltkrieg vorerst beendet. Man glaubte, ein Mittel gefunden zu haben, um den Gegner effektiv bekämpfen zu können.

Der Autor hat einige, ihm nicht wesentlich erscheinende Zwischenschritte in der Entwicklung der Brandbombe außer Acht gelassen.

2.4.2. Bombenzielgeräte

Die Royal Air Force (RAF) zog mit dem Zielgerät "Mark XI Course Setting Bomb Sight", kurz CSBS in den Krieg. Dieses Gerät war nur mit viel Übung und nur von erfahrenen Piloten zu bedienen. Durch Veränderungen und Verbesserungen am CSBS bis 1942 fand man zum "CSBS Mk IX A". Dieses wurde wiederum schnell vom "Mark XIV Stabilzed Vector Sight". Der größte Fortschritt gelang allerdings Richard Richardson mit der Entwicklung eines automatischen Zielsystems. Er nannte es "MK II Stabilizing Automatic Bomb Sight", kurz SABS. Dieses Gerät war mit einem einfachen Rechner ausgestattet und hatte bei einer Abwurfhöhe von 6000 Metern eine Abweichung von nur 90 Metern. Um eine solch geringe Abweichung zu erreichen erforderte es aber schon viel Übung. Auch Kooperation spielte eine große Rolle, so mussten die Bordschützen die Windverhältnisse genau vorausbestimmen und die Piloten mussten exakt den momentanen Kurs halten. Schon kleine Rechenfehler führten hier zu großen Abweichungen.

Die Luftwaffe der Amerikaner, die USAAF, zog deshalb das Norden-Bombenzielgerät (siehe Anhang B3) vor. Das Gerät konnte die verschiedenen benötigten Faktoren schnell berechnen. Außerdem zerstörte sich das Gerät, im Falle eines Absturzes, selbst. Auf Grund der Komplexität des Gerätes benötigte es auch hier wieder einer Spezialausbildung. Um das Ziel jedoch genau zu treffen, war es notwendig Sichtkontakt zum Ziel zu haben und gleichzeitig die Aerodynamik der Bombe nicht zu vernachlässigen.

2.5. Wichtigste Flugzeuge

2.5.1. Avro 683 Lancaster

Die Lancaster (siehe Anhang B4), wie der Bomber im Volksmund genannt wurde, war ein schwerer Bomber, der bis zu 7 Mann Besatzung befördern hatte. Mit seinen vier Motoren, einer Spannweite von 31,1 m, einer Länge von 21,1 m und einer Höhe von 5,97 m brachte er es auf eine Höchstgeschwindigkeit von 462 km/h. Bewaffnet war der Bomber mit je zwei 7,62 Browning MGs in den Bugtürmen, vier 7,62 MG Browning im Heckturm und bietet einen Bombenschacht, der Bomben bis zu 10 Tonnen, so genannte "Erdbebenbomben" fasst. Die Produktion des Flugzeuges lief vom 9.1.1941 bis zum 2.2.1946. Es wurde von Australiern, Kanadiern, Neuseeländern, Polen und der Royal Air Force geflogen. Besonders die britischen Flugzeugbauer waren an dem Flugzeug, das eine Weiterentwicklung der Manchester offenbart, interessiert. Nach dem anfänglichen Erfolg der ersten Lancasters ging man später auch zur Serienproduktion über. Bis zum Kriegsende warfen Lancaster-Bomber beim Krieg über Europa in 156000 Einsätzen 608612 Bomben ab. Vor allem kam der Bomber in der Nacht und zur Unterstützung des Erdangriffes durch alliierte Truppen zum Einsatz. Gegen Kriegsende warfen Lancaster auch Hilfsgüter für hungernde Europäer ab und transportierten Kriegsgefangene in ihre Heimatländer zurück.

2.5.2. Boeing B-17 Flying Fortress

Die B-17, auch fliegende Festung genannt, bot in seinem gut gepanzertem Inneren 6-10 Mann Platz. Von den Maßen her entsprach sie fast der Lancaster. Mit einer Bewaffnung, die zu jeder Seite ein Browning MG ausrichtete, war man den feindlichen Flugzeugen nur selten unterlegen. Erstmal konnte man das Flugzeug am 28. Juli 1935 am Himmel bewundern. Die letzte Werkslieferung und damit das Ende einer Ära war im April 1945. Diese Flugzeugtypen wurden von den USA in der Army, Navy und in der Air Force genutzt, bei den Briten kam es in der Royal Air Force zum Ein-satz. Die US Army suchte einen mehrmotorigen Bomber und dachte dabei an einen Zweimotorigen nach dem Vormodell der Martin B-10. Boeing schlug aber einen viermotorigen Bomber vor, um größere Lasten bzw. Bomben zu transportieren. Zum Einsatz kam er dann bei Höhentagesangriffen der Royal Air Force auf besonders stark geschützte Ziele, wie zum Beispiel U-Boot Bunker. Es war der erste Bomber der mit dem Norden-Bombenvisier ausgestattet wurde. Nach dem Krieg diente er zur Bildaufklärung, Ausbildung, Drohnenfernlenkung, Forschung und zur Waldbrandbekämpfung.

2.5.3. Consolidated Vultee Modell 32 B-24 Liberator

Im Gegensatz zu den Boeing Bombern B-17 und B-29, ist die B-24, im Volksmund auch Liberator (siehe Anhang B5) genannt, ein Langstreckenbomber. Mit seinen 4 Motoren und bis zu 10 Mann Besatzung schaffte es das Flugzeug auf bis zu 467 km/h. Durch zehn 12,7 mm Browning MGs in 4 elektrisch betätigten Doppel-MG-Drehtürmen und je ein MG in den Rumpffensterlafetten, gehörte es zu den am bes-ten ausgestatteten Flugzeugen des Luftkrieges. Es wurde deshalb auch von beson-ders vielen Staaten genutzt. Darunter waren: Australien, Brasilien, China, CSSR, Frankreich, Indien, Italien, Kanada, Neuseeland, Portugal, Südafrika, Türkei, Großbritannien und die USA in Army und Navy. Trotzdem die Liberator 5 Jahre nach der B-17 erschien, konnte es die B-17 nicht in der Verlässigkeit überbieten und stellte auch noch weit aus mehr Anforderungen an die Piloten. Flugzeuge dieses Typs kamen auf Grund ihrer großen Tankkapazität und ihrer verstärkten Bewaffnung auf allen Kriegsschauplätzen zum Einsatz.